Justinus Soni Fashanu, geboren am 19. Februar 1961 in London und gestorben am 2. Mai 1998, war ein englischer Fußballspieler und der erste Profi, der während seiner aktiven Karriere sein Coming-out hatte.
Er spielte zunächst für Norwich City, wo er bereits im Teenageralter ein spektakuläres Tor gegen Liverpool erzielte, das von der BBC zum „Tor der Saison“ gewählt wurde. Sein Transfer zu Nottingham Forest für die Rekordablösesumme von 1 Million Pfund machte ihn zum ersten schwarzen Spieler, der diese Summe erzielte.
Justin spielte vor und nach seinem Coming-out im Jahr 1990 in mehreren internationalen Clubs, unter anderem in den USA und Kanada, und setzte seine Karriere in kleineren englischen und schottischen Clubs fort, bevor er seine aktive Laufbahn in Neuseeland beendete.
Trotz der Diskriminierung, die er erlebte, und einer schweren Knieverletzung, die seine Karriere beeinträchtigte, hinterließ er ein bedeutendes Vermächtnis und wurde 2020 in die English Football Hall of Fame aufgenommen.
Justin erlebte erhebliche Diskriminierung sowohl aufgrund seiner Hautfarbe als auch seiner sexuellen Orientierung in einer überwiegend homophoben und rassistisch geprägten Gesellschaft und Sportwelt. Seine Zeit bei Nottingham Forest war besonders schwierig, da er von seinem Trainer Brian Clough, Teamkollegen und Fußballfans wegen seiner Hautfarbe und insbesondere seiner Homosexualität offen diskriminiert wurde.
Sein Leben und seine Karriere waren geprägt von einer tiefen Zerrissenheit und einem Mangel an Unterstützung. Er versuchte verzweifelt, durch den Beitritt zu einer christlichen Sekte seine Homosexualität zu unterdrücken. Die anhaltenden Kämpfe und die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen ihn mündeten schließlich in seinem tragischen Suizid im Jahr 1998, als er erst 37 Jahre alt war.
Brian Clough gab später in seiner Biographie zu, dass er Justin in seiner Zeit als Trainer nicht unterstützt hatte.
„Ich war für ihn verantwortlich, denn er fiel in meinen Zuständigkeitsbereich als Trainer, aber ich habe ihm nicht geholfen.“
Justin sah sich selbst als Pionier und kämpfte trotz persönlicher und beruflicher Rückschläge für seine Überzeugungen. Sein Mut, als erster prominenter Fußballspieler seine Homosexualität öffentlich zu machen, macht ihn bis heute zu einer Inspirationsquelle für viele in der LGBTQ+-Gemeinschaft und darüber hinaus.
Die von seiner Nichte Amal Fashanu gegründete Justin Fashanu Foundation setzt sein Vermächtnis fort, indem sie sich gegen Homophobie und Diskriminierung einsetzt.
Während spezifische Lieblingsorte nicht dokumentiert sind, spielte der Fußball eine zentrale Rolle in seinem Leben. Er fand im Sport sowohl Herausforderungen als auch Momente des Glücks. Seine tiefsten Überzeugungen spiegeln sich in seinem Engagement wider, ein Vorbild für andere zu sein, die mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen.
Ein prägender Moment in Justins Leben war sein öffentliches Coming-Out 1990, das ihn zum ersten offen schwulen Profifußballer machte. Darüber hinaus war seine Beziehung zu dem Menschenrechtsaktivisten Peter Tatchell in den 1980er Jahren eine bewegende Zeit. Die beiden unternahmen gemeinsame, heimliche Ausflüge entlang der Themse und verbargen ihre Beziehung, um gesellschaftlicher Stigmatisierung und potenziellen Gefahren zu entgehen. Diese Momente der Freiheit und des gemeinsamen Glücks standen im starken Kontrast zu den Herausforderungen, die Fashanu öffentlich erlebte.
Justin ist mein Vorgänger. Er war der erste weltweit geoutete Profifußballer, ich der zweite. Ich las seine Geschichte 1998 und erschrak, weil ich selbst noch mit mir und meinem Leben zu kämpfen hatte.
Ich dachte: „Das hättest du sein können“. Vielleicht würde er heute auch Sensiblierungs- und Bildungsarbeit machen, wie ich, wie wir und seine Nichte Amal Fashanu mit der Justin Fashanu Stiftung in England, mit der ich glücklicherweise in Kontakt bin.
Sein Erbe und seine Inspiration ist „Mut“, der Mut zu sich selbst zu stehen und zum Thema Liebe, Leidenschaft, Partnerschaft zu positionieren, entgegen aller Umstände.
Heute gibt es besseren, wenn auch keinen perfekten, aber besseren Schutz und Selbstbewusstsein, der zu sein, der man wirklich ist, bzw. die zu sein, die man wirklich ist.
Fußball war sein Leben, aber es war schwierig für ihn, als Mensch seinen Platz zu finden. Ruhe in Frieden, lieber Justin.
(Marcus Urban, Juli 2023, Mitgründer von Diversero)
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